Mittwoch, 13. August 2014

Obduktionsbefund


Am 8. August 2014 fuhren wir in die Uniklinik. Der Obduktionsbefund von unserem kleinen Schatz Jahne lag dem Oberarzt vor.

Wir fuhren mit gemischten Gefühlen an den Ort zurück den wir eigentlich vor ein paar Wochen noch mit einem gesunden und lebenden Kind verlassen wollten. Sergej hoffte sehr, dass die Ärzte etwas gefunden haben, irgendeinen Grund, warum wir unseren kleinen Schatz verloren haben…

Doch die Obduktion hat nichts ergeben, keiner konnte uns sagen, warum das Herzchen unseres kleinen Jahne Lewin einfach aufgehört hat zu schlagen.

Mittwoch, 30. Juli 2014

Als die Welt stehen blieb

Am 24. Juni 2014 blieb meine Welt von jetzt auf gleich stehen...

Mein Mann Sergej und ich erfuhren am Freitag den 11. Oktober 2013 das wir nach langer Kinderwunschbehandlung wieder schwanger sind. Wir haben bereits einen 3 jährigen Sohn (Linus), den wir auch mit Hilfe des Kinderwunschzentrum bekommen haben. Unsere Freude war unbeschreiblich! Wir konnten es gar nicht fassen...

Doch schon ein paar Stunden später dachten wir unser Traum würde platzen. Ich bekam Blutungen. Wir haben schon zwei Kinder in der Frühschwangerschaft verloren, daher befürchteten wir das schlimmste.
Im Kinderwunschzentrum konnten wir niemanden mehr erreichen, daher fuhren wir zu einem Frauenarzt der gerade Notdienst hatte. Nach der Untersuchung gab dieser erst einmal Entwarnung, es sei eine kleine Blutung, die allerdings nichts mit dem Baby zu tun hat.
Erleichtert fuhren wir erst einmal nach Hause.

Am nächsten Tag fuhren wir mit einem befreundeten Paar und deren Tochter in unseren ersten Familienurlaub, nach Fehmarn. Auf der Insel besuchten wir, nach Absprache mit dem Kinderwunschzentrum, eine Klinik. Dort sollte nach dem HCG Wert geschaut werden, ob dieser weiter steigt. Er stieg und wir konnten die Woche Urlaub ein wenig genießen.

Als wir nach einer Woche wieder zuhause ankamen, fuhr ich gleich am nächsten Tag ins Kinderwunschzentrum. Ich freute mich, da wir jetzt eigentlich auf dem Ultraschall schon etwas sehen müssten. Doch leider war nichts zu sehen. Mir wurde wie immer Blut abgenommen um zu kontrollieren was der HCG Wert macht. Traurig und entmutigt fuhr ich zu meinen Eltern und wartete auf den Anruf meines Arztes.
Nach ein paar Stunden rief mich unser behandelder Arzt an und sagte mir, ich solle sofort ins Krankenhaus fahren. Mein HCG Wert wäre viel zu hoch und da wir auf dem Ultraschall nichts gesehen haben muss dies eine Eileiterschwangerschaft sein, die von den werten her viel zu hoch ist und jeden Moment gefährlich für mich werden könnte.
Ich rief Sergej an der Arbeit an, dieser kam sofort zu meinen Eltern und holte mich ab.
Im Krankenhaus angekommen wartete unser Arzt schon auf uns. Er machte erneut einen Ultraschall, diesmal auf einem anderen Gerät...
Mein Mann und ich schaute wie erstarrt auf den Monitor. Dann entdeckten wir unsere Eizelle, die genau dort war, wo sie sein musste.
Wir waren so erleichtert. Auch unser Arzt war erleichtert und freute sich mit uns.

7 Tage später lief mir von jetzt auf gleich viel Blut die Beine hinunter. Voller Panik bat ich meinen Bruder mich ins Krankenhaus zu fahren. Als wir dort ankamen, wurde ich sofort untersucht. Die Ärzte entdeckten eine geplatzte Ader in der Gebärmutter, genau an der Stelle wo sich auch unser kleines Fröschchen eingenistet hatte. Sie machten mir nur wenig Hoffnung, da die Schwangerschaft noch nicht so weit fortgeschritten war und durch so eine starke Blutung die meisten Eizellen abgestoßen werden.

Doch unser Fröschchen war stark!
Als ich am nächsten Tag zur Kontrolle kam und mein Kinderwunscharzt einen Ultraschall machte, sah ich zum ersten mal das Herzchen unseres Kindes schlagen.
So viel Freude, so viel Glück... Ich konnte es nicht fassen.

Ich musste mich jetzt schonen und sollte die ersten 12 Wochen eigentlich im Krankenhaus verbringen. Allerdings wollte ich Linus nicht "alleine" lassen, daher einigten wir uns darauf, dass ich die nächsten Wochen mein Bett nicht verlassen soll und immer jemand bei mir sein muss.

Die 12 Wochen zogen sich wie Kaugummi... Doch dann waren sie endlich vorbei...

Meine Schwangerschaft war von da an, wunderschön!

Obwohl mein Bauch immer größer wurde, nahm ich nicht unbedingt viel zu. Ich fühlte mich sau wohl in meiner Haut.

Am 27. Januar 2014 erfuhren wir, dass unser Fröschchen ein kleiner Froschprinz ist. Eigentlich wollte ich gerne ein Mädchen, da wir ja schon einen kleinen Jungen zuhause haben. Doch als meine Frauenärztin fragte, ob ich erkennen könnte was auf dem Ultraschall zu sehen war, war ich überglücklich und alle rosa Kleidchen der Welt waren total uninteressant.

Wir bekommen einen kleinen Jungen!
Linus bekommt einen kleinen Bruder!
Unser Jahne Lewin!

Jahne entwickelte sich super. Unsere Frauenärztin war immer sehr zufrieden. Er war von seinem Gewicht zwar immer an der obersten Grenze, aber das sollte uns nicht beunruhigen.  Das waren wir auch schon von Linus gewöhnt, er kam damals mit einem "Kampfgewicht" von 4690g und 53cm auf die Welt.

Am 19. April 2014 ließen wir von unserem befreundeten Fotografen Peter super schöne Babybauch - Fotos machen und dekorierten diese ganz stolz in der Wohnung.




In der 39. Schwangerschaftswoche stellten wir uns in der Uniklinik vor, dort wollten wir unseren Sohn zur Welt bringen.
Jahne wurde hier viel kleiner bzw. leichter geschallt. Sergej und ich freuten uns, da wir ihn sehr gerne auf natürlichen Weg zur Welt bringen wollten.

Der nächste Termin in der Klinik war der errechnete Geburtstermin.
Am Samstag den 21. Juni 2014 fuhren wir in die Klinik. Jahne wurde wieder geschallt und sein Gewicht sollte bei 3550g liegen. Meine Plazenta, das Fruchtwasser usw. alles wurde kontrolliert und uns wurde gesagt, dass wir locker noch 12 Tage über den Geburtstermin drüber gehen können.
Also entschlossen wir uns Heim zu fahren und abzuwarten ob unser kleines Fröschchen bald von alleine auf die Welt kommen möchte.

Am Montag den 23. Juni 2014 gingen wir zum rutine CTG. Auch hier war wie immer alles gut.
An diesem Abend gingen mein Mann und ich etwas später ins Bett. Ich redete noch mit Jahne und wünschte ihm eine gute Nacht. Er reagierte mit Bewegungen.

Dienstag, 24. Juni 2014
Ich wurde morgens wach, mein Mann war schon unterwegs um ein paar Erledigungen zu unternehmen und um danach leckere Brötchen vom Bäcker mit zu bringen. Linus hatte die Nacht bei seinen Großeltern verbracht und sollte bis zur Geburt seines kleinen Bruder dort bleiben.
Ich setzte mich ins Bett und wunderte mich schon warum Jahne nicht strampelt, so wie jeden morgen. Ein komisches Gefühl machte sich in mir breit. Ich stand auf und ging unter die Dusche. Jahne liebte es, wenn ich mit der Duschbrause meinen Bauch beriesle. Er streckte immer seinen kleinen Po raus und strampelte kräftig. Doch diesmal kam keine Reaktion...
Voller Panik sprang ich aus der Dusche, rief meinen Mann an und bat ihn so schnell wie möglich Heim zu kommen. Sergej brauchte nicht lange und wir fuhren sofort zu unserer Frauenärztin.

Die Sprechstundenhilfe versuchte mich ans CTG anzuschließen, doch sie konnte keine Herztöne finden. Auch als meine Ärztin es versuchte war nichts zu hören. Sie machte gleich darauf einen Ultraschall. Doch nichts...
Das Herzchen von unserem kleinen Fröschchen Jahne Lewin hatte aufgehört zu schlagen.

Sergej ließ sofort den Krankenwagen rufen. Bis dieser kam und bis wir endlich in der Klinik ankamen vergingen so unendlich lange Minuten.
In der Klinik mussten wir auf den Oberarzt warten, er war uns nicht unbekannt, denn er hatte drei Tage zuvor noch gesagt, dass alles gut ist und das wir ein von der Größe und Entwicklung ganz normales Kind erwarten. Der Oberarzt schallte mich und bestätigte den Tod von unserem Sohn.
Sergej und ich wurden erst einmal alleine gelassen um mit dieser Nachricht klar zu kommen. Es war so unfassbar.
Mein kleiner Schatz, der vor einigen Stunden noch auf meine Guten-Nacht-Wünsche reagiert hatte, sollte jetzt tot sein?
Unser zweites Wunschkind, dass wofür wir so lange gekämpft haben, soll tot sein?
Ich schrie...
Es tat so unfassbar weh.

Nach einiger Zeit kam der Oberarzt zu uns um mit uns zu besprechen, wie wir Jahne auf die Welt bringen möchten. Ich entschied mich für einen Kaiserschnitt unter Vollnarkose.
Allerdings hieß das, dass wir noch lange warten müssen, da noch einige OP´s vor uns dran waren. In dieser Zeit überlegten Sergej und ich wie wir unserem kleinen, großen Bruder Linus, beibringen sollen, dass sein kleiner Bruder, auf den er sich so gefreut hat, auf den er wartet, das dieser nicht zu uns nach hause kommen wird, dass er gestorben ist. Für mich war klar, ich möchte das Linus die Chance hat sich zu verabschieden, dass er Jahne sieht. Allerdings ist Linus zu diesem Zeitpunkt noch nicht einmal 3 Jahre gewesen, daher waren wir uns nicht sicher ob wir ihm schaden könnten. Wir baten eine Hebamme, ob sie einen Psychiater zu uns schicken könnte, so dass wir ihn fragen können, was wir tun sollen. Es dauerte keine Stunde, da kam eine Psychiaterin zu uns. Wir berichteten ihr was geschehen ist und wie wir es unserem Sohn beibringen möchten. Sie bestärkte uns in unserer Absicht.

Kurz vor Mitternacht wurde ich dann geholt und in den OP geschoben.

Um 23:56 Uhr wurde unser Sohn Jahne Lewin mit einem Gewicht von 4270g und einer Körpergröße von 55cm per Kaiserschnitt geboren.

Sergej wartete in einem Nebenraum. Dort brachte eine Hebamme Jahne hin. Als Sergej ihn sah, erschrak er zuerst. Jahne war so groß. Er hatte wahnsinnig große Füße und sehr große Hände. Mein Mann durchtrennte die Nabelschnur, badete Jahne und zog ihm seine Sachen an.

Als ich wach wurde, fragte ich gleich nach meinen Sohn. Sergej brachte mir Jahne.
Ich hielt ihn in meinen Armen.
Mein Kind, mein wunderschönes Kind.
Ich küsste ihn und konnte meine Tränen nicht unter Kontrolle bringen.

Nach einiger Zeit kam eine Hebamme und bat uns, dass wir uns erst einmal etwas ausruhen. Sie nahm Jahne mit.

Wirklich schlafen konnten Sergej und ich nicht. Morgens (Mittwoch) gegen 7:00 Uhr holte Sergej unseren kleinen Schatz auf unser Zimmer. Dort hielt ich ihn, bis Peter zu uns kam. Sergej hatte am Tag davor schon mit ihm telefoniert und ihn gefragt ob er Fotos von Jahne machen könnte.
Peter machte wunderschöne Erinnerungsfotos von unserem kleinen Jahne.





Als Peter gegangen war legte sich Sergej zu Jahne und mir ins Bett. Wir hielten uns fest und kuschelten mit unserem kleinen Schatz.

Gegen Nachmittag kamen meine Eltern mit unseren Sohn Linus. Sergej fing sie im Treppenhaus der Klinik ab und erzählte Linus was passiert war. Meine Eltern sind in dieser Zeit zu Jahne und mir gekommen und haben ihr zweites Enkelkind in den Arm genommen.
Sergej kam mit Linus ins Zimmer. Linus schaute seinen kleinen Bruder kurz an und wollte dann doch erst einmal mit seinem Papa Fahrstuhl fahren. Sergej ging mit Linus wieder raus und spielte mit ihm.
Kurze Zeit später kamen auch noch meine Tante und mein Onkel zu uns.
Nachdem Linus genug gespielt hatte, wollte er wieder zurück auf mein Zimmer.
Linus kam rein, setzte sich zu mir und Jahne aufs Bett und sah sich seinen kleinen Bruder ganz genau an. Ich fragte ihn ob er Jahne mal halten möchte, Linus nickte und ich legte ihn seinen kleinen Bruder in die Arme. Linus lächelte und hielt Jahnes Hand.
Als Linus fahren musste, küsste er Jahne auf die Stirn und verabschiedete sich von ihm.




 Sergej, Jahne und ich, wir verbrachten den restlichen Tag gemeinsam...